Zum Hauptinhalt springen
Letztes Spiel:79:72So 04.05.in BraunschweigBerichtVideo
Letztes Spiel:84:75So 11.05.in HeidelbergBerichtVideo

Auf einem guten Weg - Malick Badiane arbeitet an seiner Zukunft

(Montag, 10. Oktober 2005 von Marc Rybicki)


Hätte ich den Ball doch nur durch die Reuse gehämmert! Malick Badiane hat sich in den Tagen nach dem verlorenen Finale gegen Bamberg oft Vorwürfe gemacht. Es ist diese Szene, die dem 21-Jährigen nicht aus dem Kopf ging: kurz vor Ende des Spiels, sein Team liegt nach furioser Aufholjagd nur 62:65 zurück, sprintet Malick allein auf den Bamberger Korb zu. Zwischen ihm und dem vielleicht entscheidenden Anschlusstreffer steht nur Derrick Taylor, 28 cm kleiner und 20 Jahre älter als der senegalesische Schlacks. Der 2.11 Meter Riese muss das orangefarbene Leder einfach am Verteidiger vorbei in den Korb stopfen - ein Kracher-Dunking, wie er ihn hundertfach im Training abliefert. Doch Badiane entscheidet sich für einen unspektakulären Korbleger - und vergibt.


"Normalerweise hätte ich den gedunkt. Aber ich fühlte mich nicht sicher, war noch nicht so lange im Spiel. Außerdem hat mich Taylor irritiert. Nach dem Spiel habe ich immer wieder über den Moment nachgedacht. Ich war am Boden. Ein solcher Fehler soll mir nicht noch einmal passieren. Ich kann nur versuchen, daraus zu lernen. Ich spiele hoffentlich noch 20 Jahre und habe noch oft Gelegenheit, eine Meisterschaft zu entscheiden."


Patrick Ewing war 40 Jahre alt, als er die Basketballstiefel an den Nagel hängte. Malick nennt die NBA Legende voller Stolz "Freund" und präsentiert wie zum Beweis ein paar Fotos und ein Video, das ihn beim Shopping mit dem ehemaligen Center der New York Knicks zeigt. "Patrick ist ein netter Typ. Er hat mir sogar ein paar neue Schuhe für meine Abendgarderobe geschenkt." Vielmehr als das modische Mitbringsel freut Malick aber das Lob aus berufenem Munde. Ewing, der im Trainerstab der Houston Rockets arbeitet, meint, dass der Draft Pick von 2003 auf einem guten Weg sei. Er hat körperlich zugelegt, an seinem Schuss gefeilt (vor allem dem schwer zu verteidigenden Hakenwurf) und macht auch in der mentalen Entwicklung Fortschritte.


"Mein Vorbild ist Mario Kasun. Er hat mit 24 Jahren den Sprung geschafft. Also habe ich noch ein bisschen Zeit. Ich werde hart trainieren und in den Spielen mein Bestes geben." Die Späher der Rockets werden in dieser Saison wieder die Ballsporthalle besuchen, um Badianes Leistungen in der Bundesliga und im Europapokal einem kritischen Blick zu unterziehen. Die guten Ansätze in der Summer League geben dem Mann mit der Albatross-Spannweite von 2.22 Meter Auftrieb. "Dort konnte ich Top-Spielern aus Europa und den USA auf Augenhöhe begegnen." So wie Ron Artest, den der Blockshot-Spezialist im Spiel gegen die Indiana Pacers am Brett kalt lächelnd abräumte. "Im Spiel ist man so fokussiert, dass man keine Zeit hat, sich über so eine Aktion zu freuen. Erst später habe ich gedacht: Wow, du hast eben Ron Artest geblockt. Den kannte ich vorher nur aus dem Fernsehen." Malicks Augen blitzen vor Begeisterung wie die Flashlights der Fotografen in der Ballsporthalle, wenn der Senegalese zum Slam-Dunk ansetzt.


In Frankfurt erwartet man in diesem Jahr von ihm, dass er "den nächsten Schritt macht" (Manager Gunnar Wöbke). Als designierter Starting Center der DEUTSCHE BANK SKYLINERS steht Badiane mehr denn je im Rampenlicht. Spürt er den Erwartungsdruck? "Damit kann ich umgehen. Ich stand auch in der letzten Saison vor meiner Verletzung öfters in der Startformation. Das ist also keine neue Situation für mich." Mit Bernd Kruel und Mate Milisa hat Malick erfahrenere "Big Men" an der Seite, die ihm schon jetzt den einen oder anderen Tipp geben.


Und dann ist da ja noch Ivan Sunara, Basketball-Autorität aus Kroatien. Der neue Coach setzt auf Teamgeist und Disziplin. Vor allem die Förderung der jungen Garde um Badiane und Sljivancanin liegt Sunara am Herzen. "Malick arbeitet hart an sich und hat in der Pre-Season schon Fortschritte gemacht", meint Sunara. Zum Beispiel an der Freiwurflinie. "Der Coach hat meinen Freiwurf verbessert", freut sich Badiane. "Früher habe ich immer versucht, Dirk Nowitzkis x-beinige Fußstellung zu imitieren. Doch der Coach hat gesagt: lass das. Jetzt stehe ich breitbeinig, dribble den Ball, um ruhig zu werden und treffe auf die Art meist sieben von zehn Würfen." Beachtlich für Badiane, der in der letzten Saison jeden zweiten Freiwurf daneben setzte.


Nicht nur aufgrund der eigenen Verbesserung geht der Center optimistisch in die Saison. "Unser Team ist gut besetzt, wir verstehen uns. Natürlich wird uns speziell am Anfang ein Go-to-Guy wie Chris Williams fehlen. Aber wenn wir zusammenhalten und jeder für den anderen kämpft, können wir am Ende wieder ganz oben stehen." Und vielleicht gelingt Malick Badiane diesmal der entscheidende Korb.


Links:Bilder von Malick Badiane