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"Wir sind uns unserer sozialen Verantwortung bewusst"

(Freitag, 04. April 2008 von Steffen Reiner)


Gunnar, Du bist der "General Manager" der DEUTSCHE BANK SKYLINERS. Kannst Du uns Fans mal kurz Deinen Tagesablauf beschreiben?


Als Gesellschafter & Geschäftsführer sind meine Aufgaben so vielfältig, dass ein normaler Tagesablauf nicht unbedingt die Regel ist. Ich versuche hier aber mal einen Regel-Tag zu beschreiben. Gegen 7.00 Uhr stehe ich auf, meistens treibt es mich jedoch schon früher raus. Wann immer möglich, versuche ich mit meiner Familie gemeinsam zu frühstücken und ein paar Minuten meiner Tochter zu widmen. Was danach passiert hängt davon ab, was anliegt. Neben meinen normalen Geschäftsführerverpflichtungen verwende ich den Großteil meiner Arbeitszeit darauf, den Club weiter zu entwickeln, arbeite konzeptionell und führe die entsprechenden Gespräche (Verhandlungen). Ich muss natürlich versuchen, Wirtschaftspartner für unsere Konzepte zu begeistern (Finanzierung).


Ich bin natürlich auch Ansprechpartner für alle unsere Mitstreiter und Mitarbeiter – sei es in der Geschäftsstelle, bei unseren Partnern, für die Medien usw. Insofern bin ich häufig unterwegs, sitze in Terminen und telefoniere extrem viel. Wir versuchen unsere Mitarbeiter so gut ins Boot zu holen, dass ich mich aus dem Tagesgeschäft möglichst heraushalten kann. Natürlich stehe ich immer beratend zur Seite, wenn es Fragen gibt.


Du bist Vater einer Tochter. Ist es schwierig, Familie und Arbeit unter einen Hut zu bringen?


Ich denke es ist ganz natürlich, dass ich gerne mehr Zeit mit meiner Frau und meiner Tochter verbringen würde – aber: Wer will das nicht? Die Grenzen zwischen Arbeit und Familie sind bei uns sehr fließend, da die DEUTSCHE BANK SKYLINERS bei uns wie ein Familienmitglied sind – sie sitzen sozusagen immer mit am Tisch bei den Wöbkes. Wir versuchen dabei immer wieder Zeitfenster aufzutun, in denen wir auch mal Aktivitäten ohne Basketball-Bezug haben und ein bisschen Familien-Zeit in den normalen Alltag zu integrieren. Man muss definitiv Prioritäten setzen, und die Zeit so effektiv zu nutzen versuchen wie nur möglich und z.B. auch mal auf ein Auswärtsspiel, das man sehr gerne gesehen hätte, verzichten.


Dass ich seit einigen Jahren, aufgrund von hoher terminlicher Belastung kaum noch die europäischen Auswärts-Spiele von uns live vor Ort sehen kann, bedauere ich dabei besonders. Dass ich es zeitlich nicht mehr hinbekomme, mit dem Team zu reisen hat natürlich auch gewisse Umorganisationen im Club bedeutet. Seit 2005 ist es Kamil Novaks Aufgabe als Sportdirektor erster Ansprechpartner für die Spieler zu sein, und auch bei allen Auswärts-Spielen mit dem Team zu reisen, und die dort anfallenden Managmentaufgaben zu übernehmen. Zum Glück werden jetzt so viele BBL-Spiele produziert wie nie zuvor, die man live on demand (d.h. wann immer man Zeit hat) auf BBL-TV schauen kann. Das hilft sehr.


In den letzten beiden Spielzeiten lief es nicht gut für die DEUTSCHE BANK SKYLINERS. Hast Du eine Erklärung für diese Talfahrten?


Ja, natürlich. Wäre schlimm wenn nicht. Ausgangspunkt der heutigen Situation war die Sponsorensituation mit Opel, die vor 2,5 Jahren einen kompletten Neuanfang für uns verursachte, da den etablierten sportlichen Kräften inkl. Trainer (außer Roller) keine ausreichende Perspektive geboten werden konnte.


Wir haben dann als neuen Hauptsponsor die Deutsche Bank gewonnen. Die Gesamtumsätze der weiteren Sponsoren sind dann aber in der vergangenen und für die laufende Saison um insgesamt über 1,2 Mio. Euro gesunken, teils wg. Insolvenz (Iceline), teils wg. Rückzug (z.B. Opel-Rest-Engagement). Die – auch in der Öffentlichkeit sowie von potentiellen neuen Sponsoren wahrgenommene - dominante Werbepartnerschaft mit der Deutschen Bank als finanzstarker Sponsor, führte zu einer deutlichen Zurückhaltung bei der Bereitschaft zur Unterstützung im Wirtschaftsraum Frankfurt/ Rhein-Main. Die Kombination dieser Sachverhalte hat die wirtschaftliche Grundlage für die Aufstellung eines sportlich erfolgreichen Teams stark beeinträchtigt.


Gleichzeitig hat sich der Spielermarkt geöffnet, mit der Folge, dass auch Teams aus dem Mittelfeld eine gute Chance haben, hin und wieder oben mitzuspielen. Jeder kann jeden schlagen. Das Risiko, keinen sportlichen Erfolg zu haben (Play-Offs verpassen) steigt damit beträchtlich und wenn man dazu dann noch etwas Pech (z.B. viele Verletzungen) hat, wird man unter solchen Vorraussetzungen vielleicht 12. oder 16. Der sportliche Erfolg ließ dann auch entsprechend zu wünschen übrig, obwohl wir (Thomas Kunz und ich) als Gesellschafter nicht unerhebliche Mittel zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit bereitgestellt haben (siehe z.B. Spieler/Trainer Nachverpflichtung vergangene Saison).


Die fehlende Teilnahme an einem europäischen Wettbewerb brachte letztes Jahr einen weiteren Nachteil, nämlich Qualitätsspieler zu akzeptablen Preis verpflichten zu können. Gleichzeitig werden deutsche Spieler im Verhältnis zur Leistung sehr teuer. Aus diesen Gründen habe ich vor der Saison geschätzt, dass für uns alles zwischen Platz 5 und 13 realistisch ist, und letzten Sommer von Gesellschafter-Seite sichergestellt, dass unsere Vorgaben an die Zusammenstellung der Mannschaft auch umgesetzt werden.


Unsere generellen Ziele (z.B. Aufbau einer europäischen Sportmarke), mit denen wir 1999 gestartet sind, haben sich nicht verändert, die Zeitabläufe für unsere Zielerreichung haben sich aufgrund des beschriebenen Status Quo allerdings nach hinten verschoben. Unser Ziel muss deshalb sein, innerhalb der nächsten 1-2 Jahre (ab 2008/2009) ein Budget zu erwirtschaften, das sportlich Position 1-7 in der BBL (und Wettbewerbsfähigkeit im ULEB-Cup) realistisch macht.


Mit einer neuen Arena sollten wir dann ab 2010/11 ein Budget erwirtschaften können, um in der BBL ein Topteam (Platz 1-3) und Wettbewerbsfähigkeit (letzte 16) in der Euroleague zu erreichen.


In dieser Saison steht wieder der alte Trainerfuchs „Baba“ Murat Didin an der Seitenlinie. Bist Du froh, den „alten Hase“ "alte Schlachtross" wieder an Bord zu haben?


Klar, sonst hätten wir uns sicher nicht (wirtschaftlich) so aus dem Fenster gelehnt, um ihn zu verpflichten und ihm einen längerfristigen Vertag gegeben.


Dieses Jahr ist das Hauptziel Play-offs fast erreicht. Gibt es einen „Angstgegner“, dem die DEUTSCHE BANK SKYLINERS aus dem Weg gehen sollten?


Darüber verschwende ich aus folgenden Gründen überhaupt keinen Gedanken: Erstens gilt es für uns heute alles zu versuchen, die Play-offs überhaupt zu erreichen - und dies ist noch ein ordentliches Stück Arbeit. Zweitens kann man niemandem aus dem Weg gehen – außer durch das absichtliche Verlieren von Spielen, wenn man sicher qualifiziert ist. Das ist absolut unsportlich und ich lehne das für uns ab. Ich würde gerne einfach wieder mal Play-offs spielen. Ich denke das haben sich nicht nur unsere Spieler, sondern auch alle Fans und Freunde der DEUTSCHE BANK SKYLINERS verdient – egal wie der Gegner heißen möge.


Gibt es einen Spieler, den Du gerne verpflichten würdest?


Es ist uns letzten Sommer gelungen, eine ganze Reihe von Spielern längerfristig zu verpflichten, die ich auch persönlich gerne in unserem Team sehen wollte. Und natürlich gibt es auch den einen oder anderen Wunschkandidaten für die Zukunft. Mögliche Personalverpflichtungen werden wir wieder gemeinsam mit Murat und Kamil entscheiden. Verraten kann ich daher noch keine Namen.


Wer ist für Dich der heißeste Kandidat auf den Meistertitel in der BBL?


Wenn Quakenbrück erster nach der Hauptrunde sein sollte, sind sie mein „heißester“ Kandidat. Natürlich glaube ich als Optimist auch immer daran, dass wir eine Überraschung schaffen können. Voraussetzung ist, dass wir von jetzt an unverletzt bleiben und Nino noch rechtzeitig zurückkommt. Aber verrate das bitte keinem :) sonst schreiben wieder alle der Wöbke sagt: „Wir werden Meister.“

  

Kommen wir nun zum Thema Menschen mit Behinderung. Könntest Du Dir vorstellen, die Initiative Allenstein im Haus der Volksarbeit zu besuchen?


Ich bin mir und wir als Club sind uns unserer sozialen Verantwortung (die jeder haben sollte) sehr bewusst. Daher unterstützen wir bekanntlich zahlreiche soziale Projekte und natürlich auch Menschen mit Behinderungen. Deswegen möchte ich Euch einen anderen Vorschlag machen: Es wäre mir eine Freude, alle Mitglieder der Initiative Allenstein gemeinsam zu einem der nächsten Heimspiele einzuladen. Hört sich doch spannender an, als der Besuch eines langweiligen Gesellschafters/Geschäftsführers, oder?