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„Man wird anders wahrgenommen“

(Montag, 11. Februar 2008 von Daniel Rehn)


Anna-Lisa studiert im siebten Semester Sportwissenschaften und Pädagogik auf Magister an der TU Darmstadt. Seit der Saison 2006/2007 ist sie aber auch Cheerleader im Dance Team der DEUTSCHE BANK SKYLINERS. Wie sie zum Dance Team gekommen ist, wie viel Disziplin und Arbeit hinter den so leicht wirkenden Choreographien steckt und was das Tanzen für sie bedeutet, verrät Anna-Lisa im Interview.


Die große Frage gleich zu Beginn: Wie bist Du zum Dance Team der DEUTSCHE BANK SKYLINERS gekommen?


Anna-Lisa: Das ist eine interessante Geschichte und hat eigentlich auch mit meinem Studium zu tun. In der Studienordnung ist festgehalten, dass wir vier Kurse machen müssen. Einen Praxis-, einen Grund- und zwei Aufbaukurse. Schließlich müssen wir im Sportbereich auch die Praxis beherrschen. Ich habe mich dann bei dem gefürchteten AKT (Aufbaukurstraining, Anm. d. Red.) für Basketball eingeschrieben und musste den entsprechend auch machen. Nun ja, in der ersten Stunde waren dann nur Leute da, die auch Basketballer sind… und dann noch ein Mädel und ich. Das erste was ich gesagt habe war ‚okay, ich geh´ wieder’. Die Jungs haben dann alle gesagt "jetzt komm, mach halt mit" – und dann hab ich das auch gemacht. Zwischenzeitlich war ich echt demotiviert und dachte mir die ganze Zeit, dass ich das sowieso nicht schaffen würde. Am Ende haben wir dann daraus eine Wette gemacht: Wenn ich den Kurs schaffe, dann musste ich mich bei den DEUTSCHE BANK SKYLINERS bewerben als Dance Team-Mitglied. Hätte ich es nicht geschafft, also Recht behalten, dann hätte sich einer von den Jungs als Maskottchen bewerben müssen.


Wie das ausgegangen ist sieht man ja…


Ja. Ich hab´s dann geschafft und wurde in der Folge sozusagen auch von den DEUTSCHE BANK SKYLINERS „geworben“. Es ist jetzt aber auch nicht so, dass ich es als ganz schlimm empfunden habe – im Gegenteil. Ich tanze schon mein Leben lang und das auch sehr gerne. Von daher war es auch eine willkommene Wettschuld.


Du sagst, Du tanzt schon Dein Leben lang. Hast Du denn früher schon einmal im Verein etwas Ähnliches gemacht oder war alles davor eher „just for fun“?


Sowohl als auch. Aber so professionell wie jetzt weniger. Ich hab´, wie wahrscheinlich jedes kleine Mädchen, Ballett getanzt und in der Tanzschule auch mal in der Musicalgruppe mitgemacht. Später habe ich in einem anderen Verein auch noch bei richtigen Musicals mitgespielt und auch mitgesungen. Und natürlich im Kinderzimmer zu Hause rumgesprungen. (lacht) Wenn man so will also alles Querbeet durch. Hier an der Uni hab´ ich mir mit Tanzsport auch meinen Schwerpunktkurs ausgesucht, um bei der ganzen Bandbreite an Tänzen und Stilrichtungen so viel wie möglich mitzunehmen. Aber so eine klassische, strikte Tanzausbildung habe ich jetzt nicht absolviert. Leider.


Leider?


Ja, ich hab´s gerne gemacht. Früher als Kind zwar nicht so sehr wie jetzt… Aber im Nachhinein hätte ich wohl schon gerne.


Bei den Heimspielen der DEUTSCHE BANK SKYLINERS sind die kurzen Spielunterbrechungen die Zeit für Eure Auftritte. Wie stellt man sich darauf ein, auf Abruf zur Party zu animieren und dann sofort wieder zurück hinter die Bande zu gehen?


Also die Party läuft bei uns eigentlich von Anfang bis Ende des Spiels. Es ist einfach ein Riesenspaß und wir haben während des Spiels an der Sideline so ein bisschen auch unsere eigene Party. Man guckt auch immer darauf, was Murat Didin an der Seitenlinie anzeigt. Kommt das Zeichen für einen Spielerwechsel oder doch eher das „T“ für die Auszeit? (formt mit den Händen das basketballtypische T-Symbol für die Spielunterbrechung). Am Anfang ist man supernervös und überlegt auch mal "mein Gott, wo stehe ich bei der Formation jetzt noch mal?". Aber wenn man erst einmal drin ist und es läuft, dann vergisst man dass es eigentlich eine Pflichtaufgabe ist. Dann ist es, wie gesagt, einfach nur noch eine große Party.


Für den Betrachter sehen Eure Showeinlagen immer sehr spielerisch aus. Wie viel Training steckt dahinter ehe es so leicht wirkt?


Sehr viel. Während der Saisonvorbereitung trainieren wir zwei- bis dreimal die Woche, in der laufenden Saison wöchentlich zweimal mit drei Stunden Trainingsdauer.


Da gehört viel Disziplin dazu, oder?


Schon. Aber es macht ja auch Spaß. Ich habe mein Hobby ja sozusagen zu meinem „Job“ gemacht. Die Mädels sind alle superlieb und nett und wir sind von daher schon so was wie eine Familie. Da macht man das dann auch gerne.


Wie viele Choreographien gehören denn pro Saison zu Eurem Repertoire?


So grob überschlagen bestimmt an die 40 bis 50. Es kommen immer wieder welche dazu, alte werden übernommen oder teilweise abgeändert. Grob überschlagen, mit allen Fillern, Tänzen und Shows oder auch den Meisterschaften, kommen da bestimmt 50 zusammen.


Hat sich für Dich eigentlich etwas verändert, seit Du im Dance Team aktiv bist? Man erlebt doch sicherlich einiges, was man normalerweise so nicht mitbekommen würde.


So Sachen wie die Meisterschaften letzten Mai sind auf jeden Fall was Besonderes. Vor allem, wenn wir Mädels dann abends alle in einem Hotelzimmer waren, war das sehr lustig. Oder wenn man mal von jemandem auf das Cheerleading angesprochen wird oder wenn während des Spiels die kleinen Mädchen zu uns kommen, mit dem Poster in der Hand und Autogramme von uns wollen, das ist dann immer sehr süß. Ganz besonders, wenn sie uns auch noch mit Namen ansprechen und genau wissen, wer im Team man eigentlich ist. Das kennt man so halt nicht. Man wird halt irgendwie anders wahrgenommen.


Wie drückt sich dieses „anders wahrgenommen werden“ denn für gewöhnlich aus?


Also ich versuche das jetzt nicht so an die große Glocke zu hängen. Klar, wenn die Kommilitonen zwecks Spielbeobachtungen regelmäßig in der Ballsporthalle sind, wird man auch mal gesehen. Die finden das, denke ich, alle recht angenehm. Die fragen dann auch mal "warst du das jetzt, die da am tanzen war?" und so. Jetzt erst habe ich jemandem bei der Tanzprüfung geholfen. Man wird auf jeden Fall auch gezielt auf dieses Metier angesprochen und um Hilfe gefragt, wenn was in die Richtung ist. Aber negative Reaktionen gab es diesbezüglich eigentlich noch nie.


Und Du magst das nicht so an die große Glocke hängen, weil…


… man nicht überheblich werden muss. Wir sind alle auch nur Mädels, die Spaß am Tanzen haben und das ein bisschen professioneller als andere machen. Ansonsten sind wir ganz normale Menschen mit einem Hobby, einer Leidenschaft.


Vielen Dank für das Interview!