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Malick macht Riesenschritte

(Mittwoch, 25. Januar 2006 von Marc Rybicki)


"Badiane dreht durch". Die Boulevard-Presse war mit der Schlagzeile schnell bei der Hand, als der Center der DEUTSCHE BANK SKYLINERS seinen Unmut über einen Schiedsrichterpfiff beim Gastspiel in Oldenburg am unschuldigen Mobiliar der Weser-Ems-Halle abreagierte. Nach dem beherzten Tritt gegen zwei Stühle am Spielfeldrand, wurde der ehemalige Straßenfußballer von Liga- und Clubseite mit einer Geldstrafe zur Raison gebracht. Dass Badiane, 22 Jahre jung, zu Temperamentsausbrüchen neigt, ist bekannt.


Frustbewältigung


Unnachahmlich rudert der Senegalese mit seinen Krakenarmen, wenn ihm in der heimischen Ballsporthalle mal wieder ein spektakulärer Dunk gelungen ist, und er die Fans an seinem Jubel teilhaben lassen möchte. Unvergessen aber auch seine unbedachte Äußerung in der Meistersaison 2004, als er die Wahrheitsliebe von Trainer Gordon Herbert öffentlich in Zweifel zog, nachdem dieser Badiane wegen wiederholter Unpünktlichkeit im Training beim ULEB Cup Spiel gegen Madrid auf der Bank schmoren ließ.


War der Klappstuhl-Kick also ein Rückfall in alte Heißsporn-Tage? Hat Badiane in der Summer League zuviel Zeit mit Ron Artest verbracht und ist zum "Bad Boy" mutiert? Oder ist der Fehltritt in Oldenburg nicht eher als simple Frustreaktion eines jungen Spielers zu deuten, der sich den Saisonverlauf seines Teams ganz anders vorgestellt hat? "Ich war genervt, weil wir schon wieder dabei waren, ein Spiel zu verlieren und ich nach meinem fünften Foul dem Team nicht mehr helfen konnte", erklärt Badiane.


Wie die bisherige Spielzeit für die DEUTSCHE BANK SKYLINERS gelaufen ist, muss Badiane angefressen sein. Der ehrgeizige Athlet hat sich zum Ziel gesetzt, so viele Titel wie möglich zu holen. "Damit ich später meinen Kindern die Medaillen zeigen und von meiner erfüllten Karriere erzählen kann." Doch in diesem Jahr wird Badiane die Play-offs mit Frankfurt wohl verpassen, die Chancen sind nur noch theoretischer Natur. Stattdessen droht der Abstiegskampf, wenn es noch mehr unglückliche Niederlagen hagelt wie zuletzt in Bonn. 


"Wir müssen einfach besser als Team zusammen spielen, dann kommt der Rest von selbst. Gegen Berlin war unser Teamplay sehr gut, in Bonn überhaupt nicht. Ich werde meine ganze Energie investieren, damit wir den Klassenerhalt schaffen oder doch noch in die Play-offs kommen", gibt Badiane die Losung für die nächsten Wochen aus. 


Most Improved Player


Seine Kritiker sehen Badianes Leistungen exemplarisch für die schwankenden Vorstellungen des Champions von 2004. Mal meisterlich wie gegen Berlin, mal Kreisklasse wie in Belgrad. Spötter im Internet-Forum schlugen Badiane gar vor, er solle doch demnächst mit Torwart-Handschuhen von Oliver Kahn spielen - dann hätte er Chancen, mal wieder einen Ball festzuhalten. So nachvollziehbar die Fan-Enttäuschung auch sein mag - sieht man auf die nackten Fakten, ist die Häme gegen Badiane maßlos überzogen.


Gegenüber der Spielzeit 04/05 hat sich der 2,11 m Mann in wesentlichen Kategorien verbessert. Mit erhöhter Einsatzdauer (26:17 zu 16:21) hat er seinen Punkteschnitt angehoben (von 5,7 auf 10,1), die Reboundwerte gesteigert (von 4,2 auf 7,2) und die Freiwurfquote von 52,1 auf 67,2 Prozent ausgebaut. In seinem dritten Jahr in Frankfurt ist Badiane viertbester Rebounder und achtbester Scorer unter den BBL-Centern. Vor ihm rangieren nur lange Leute, die 25 Jahre oder älter sind. Einzig Kölns Marcin Gortat, der derzeit beste Shotblocker der Liga, ist ebenfalls "Baujahr" `84.


Co-Trainer Simon Cote: "Wenn man über Malick urteilt, darf man nie vergessen, dass er erst 22 Jahre alt ist. Man darf ihn jetzt noch nicht mit einem erfahrenen Center wie Chris Ensminger vergleichen, der zehn Jahre älter ist." Auch Ensmingers Coach in Bamberg, Dirk Bauermann, hat Badianes Qualitäten erkannt und das Talent aus Thies erstmals ins BBL-ALLSTAR-Team berufen. Mit Recht, denn nicht allein die Fachzeitschrift "Basket" sieht Badiane als Kandidaten für den Award als "Most Improved Player" der Saison.


Simon Cote lobt den Trainingsfleiß seines Schützlings, der auch in der Halle stand, als seine Teamkollegen nach der Partie in Bonn drei freie Tage genossen. Badiane übte lieber Rebounds, Hook Shots und das übrige 1x1 eines erfolgreichen Centers. Der senegalesische Nationalspieler muss nicht den Sportteil lesen, um zu wissen, in welchen Bereichen sein Spiel verbesserungswürdig ist.


"Ich muss noch lernen mit der Verantwortung als Starting Center umzugehen. Es ist schon ein Unterschied, ob man von der Bank kommt, um ein paar Punkte und Rebounds einzustreuen, oder ob man startet und man von dir erwartet, dass du in jedem Spiel die gleichen Zahlen auflegst. Damit musste ich in dieser Saison erst einmal klar kommen. Ich spiele erst seit sieben Jahren Basketball und kann mich nicht mit Veteranen wie Stanojevic und Ensminger vergleichen. Aber ich finde, dass ich mich in den letzten drei Jahren stark verbessert habe. Und ich will immer besser werden - only the Sky is the limit."


Malick vs. Yao


Im Sommer hat Malick Badiane Großes vor - und damit ist ausnahmsweise einmal nicht ein möglicher Wechsel zu den Houston Rockets gemeint, mit dem der NBA-Draft-Pick noch immer liebäugelt. Am 19. August beginnt für Team Senegal die Basketball-Weltmeisterschaft. Auftaktgegner im japanischen Sapporo ist Slowenien, danach warten in der "Todesgruppe" D Puerto Rico, Italien, China und die USA!


"Ich hätte mich noch mehr gefreut, wenn uns in der Vorrunde Deutschland zugelost worden wäre. Aber auch so bin ich mit dem Los glücklich. Ich möchte mich bei der WM beweisen und zeigen, was ich kann. Vor allem das Match-up mit den USA reizt mich. LeBron, Kobe - gegen diese Jungs zu spielen, ist ein Traum."  


Vielleicht geht der Wunsch in Erfüllung, Badiane macht ein Mörderspiel gegen Houstons China-Kracher Yao Ming und räumt mit seinen afrikanischen Brüdern auch die NBA-Cracks ab. Dann könnte der baumlange Bursche sein breitestes Perlweißgrinsen aufsetzen und sich über eine neue Headline der Regenbogenpresse freuen: "Badiane dreht auf!"