(Mittwoch, 09. April 2008 von Miles Schmidt-Scheuber)
Hi Simon, wie geht es Dir? Du hast die DEUTSCHE BANK SKYLINERS vor eineinhalb Jahren verlassen. Wie sehr vermisst Du Deinen Job als Assistant Coach?
Ich vermisse die DEUTSCHE BANK SKYLINERS sehr. Es war eine tolle Zeit für mich, weil ich als Trainer und als Mensch viel gelernt habe. Es ist schade, dass ich nicht mehr jeden Tag mit den Spielern arbeiten und ihre Erfolge teilen kann. Auch das Studieren der Gegner und die Videoanalyse fehlt mir. Und natürlich die Spannnung der Spiele.
Du arbeitest jetzt als Scout für die Nuggets. Was genau sind Deine Aufgaben?
Als internationaler Scout muss ich die Entscheider der Denver Nuggets mit Informationen über alle interessanten europäischen Spieler versorgen. Ich reise also zu den Spielen und beobachte die Spieler. Anschließend sende ich meine Einschätzung, ob diese Spieler für die NBA in Frage kommen, an die Nuggets. Meistens fliege ich in eine Stadt, sehe ein Spiel und fliege am nächsten Tag zum nächsten Spiel.
Das klingt spannend. Wie aufregend sind diese Reisen für Dich?
Es macht mir schon Spaß, quer durch Europa zu touren. Andererseits habe ich nie Zeit, mir die Schönheiten der einzelnen Städte anzusehen. Die meiste Zeit verbringe ich doch im Hotelzimmer. Es kann auch manchmal ziemlich ermüdend sein, auf Flughäfen herumzuhängen, um auf den nächsten Flug zu warten oder auf das Gepäck, das irgendwie verloren gegangen ist. Das Schönste, was mir auf meinen Reisen passiert ist, war, dass ich letztes Jahr in Madrid meiner Freundin Mireya begegnet bin. Sie ist ein wundervoller Mensch und ein wichtiger Teil meines Lebens.
Was ist der größte Unterschied zwischen dem Job als Scout und dem als Assistant Coach?
Scouting ist sehr individuell und ein eher statischer Job. Man arbeitet meist allein und sieht die Resultate seiner Arbeit erst sehr viel später. Coaching dagegen ist sehr dynamisch. Es gibt viel Interaktion mit Spielern und den anderen Trainern. Man sieht den Erfolg seiner Arbeit jeden Tag im Training. Als Trainer sind deine Aufgaben auch vielseitiger. Videos ansehen, Trainingspläne entwerfen, Gegner sichten, Strategien entwerfen usw.
Du warst Assistant Coach auf dem College und viele Jahre bei den DEUTSCHE BANK SKYLINERS. Hast Du das Ziel aufgegeben, eines Tages Head Coach zu werden?
Nein, überhaupt nicht. Der Scouting Job ist für mich eine weitere Stufe in meiner Entwicklung. Alles, was ich hierbei lerne, wird mir helfen künftig gute Spieler zu finden, wenn ich als Head Coach arbeite. Und ich bekomme die Gelegenheit, vom Trainerstab der Denver Nuggets zu lernen. George Karl ist ein exzellenter Coach. Ich weiß jetzt, wie Trainigseinheiten, Pre-Season Camps und Spielvorbereitungen auf NBA Level ablaufen. Das hat mir definitiv geholfen. Ich weiß, dass ich einmal die Chance als Head Coach bekommen werde, um meine Vorstellungen von Baketball in die Tat umzusetzen.
Warum denkst Du hat es bislang mit dem Trainerposten nicht geklappt?
Ich hatte ein paar Angebote, aber das war nicht das Richtige für mich. Man sollte lieber auf die passende Gelegenheit warten, wenn man auch die Möglichkeit erhält, nach seiner eigene Philosophie trainieren zu können. Darauf warte ich.
Wäre ein Trainerjob in der Pro A oder Pro B nicht ein guter Schritt für Dich?
Der richtige Job kann überall sein. Es gibt einige Teams in der Pro A und Pro B die großes Potential haben.
Kannst Du während Deiner Reisen die BBL verfolgen?
Ich sehe nicht viele BBL Spiele. Köln habe ich gesehen, Bamberg, Ludwigsburg und natürlich die DEUTSCHE BANK SKYLINERS.
Mit welchen ehemaligen Frankfurter Spielern und Clubverantwortlichen hast Du noch Kontakt?
Diese Saison habe ich häufiger mit Freddie Kleemichen gesprochen, der jetzt bei Cuxhaven ist. Außerdem habe ich Kontakt zu Tyrone Ellis, Carlos Andrade, Jimmy McKinney, Alex King, Dominik Bahiense de Mello, Pascal Roller, Robert Garret, Robert Maras, Mladjen Sljivancanin und Ibi Diarra. Ich stehe in engem Kontakt zu Charles Barton, und spreche auch mit Gordie Herbert, Ivan Sunara und natürlich Murat Didin.
Marc Rybicki und ich haben eine sehr gute Freundschaft, wir gehen essen und unterhalten uns über Filme. Auch mit Kamil Novak, Steven Clauss und Gunnar Wöbke unterhalte ich mich bisweilen. Wenn ich Zeit habe, besuche ich gerne das Office der DEUTSCHE BANK SKYLINERS und all die netten Leute, die dort arbeiten.
Es sieht gut aus, dass die DEUTSCHE BANK SKYLINERS die Play-offs erreichen. Welchen Tipp hättest Du für Murat Didin?
Gar keinen. Ich bin da außen vor. Murat Didin und der Trainestab wissen, was zu tun ist. Die DEUTSCHE BANK SKYLINERS sind in guten Händen und ich bin zuversichtlich, dass sie die Play-offs schaffen.
Du hast das Spiel gegen Ludwigsburg gesehen. Was war Dein Eindruck von den DEUTSCHE BANK SKYLINERS?
Das war eines der spannendsten Spiele, die ich seit langem gesehen habe. Im ersten Viertel haben beide Teams sehr gut gespielt. Im zweiten und dritten Viertel wurde das Spiel dann irgendwie schlampiger. Aber im vierten Viertel und in der Overtime sind den Frankfurtern großartige Spielzüge gelungen. Es war ein wichtiger Sieg für die DEUTSCHE BANK SKYLINERS, weil solche Spiele das Selbstvertrauen stärken.
Du bist schwer beschäftigt. Was machst Du in Deiner wenigen Freizeit am liebsten?
Wenn ich nicht arbeite, schaue ich mir gerne Filme an oder telefoniere mit Freunden oder meiner Familie.
Besteht die Möglichkeit, dass wir Dich eines Tages in der BBL wiedersehen?
Hoffentlich! Die BBL ist eine sehr gute Liga, mit vielen guten Trainern und professionell organisierten Clubs. In dieser Liga könnte man ein sehr starkes Team aufbauen.