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Vertrauen in neue Wege

Ausleihe abgeschlossen, nun wieder zurück zur regulären Tätigkeit: Marcel Friederich blickt zurück auf das Finalturnier mit den FRAPORT SKYLINERS und beschreibt, welche Auswirkungen diese ungewöhnliche Maßnahme haben kann.

In den Mannschaftsbus steigen, wenn der Tip-off kurz bevorsteht. Die Spieler neben sich sehen, wie sie sich fokussieren, ihre Musik auf den Ohren. Bei der Video-Analyse auf die Leinwand schauen, wenn der nächste Gegner besprochen, der Matchplan vom Trainerteam präsentiert wird. Bei jeder Trainingseinheit in der Halle sein, jedes Wort hören, das die Coaches zur Mannschaft sprechen.

Die Einblicke, die ich in den vergangenen 14 Tagen erhalten habe, waren vielfältig, intensiv.

Wertvoll.

Außergewöhnliche Zeiten, außergewöhnliche Maßnahmen. Eigentlich bin ich tätig als Chefredakteur des Basketball-Magazins BIG – Basketball in Deutschland.

Für das BBL-Final-Turnier wechselte ich kurzzeitig die Seiten, um für die FRAPORT SKYLINERS zu berichten. Aus dem Quarantäne-Hotel und aus der Halle. Mit Social-Media-Postings, mit einem Tagebuch auf der Website. Mit Live-Interviews, Podcasts, Fotos, Videos.

Der Chefredakteur der BIG als Ausleihe zu den FRAPORT SKYLINERS? Viele haben sich gewundert. Einige offen, andere hinter vorgehaltener Hand. Manche fanden die Idee gut, andere sahen sie kritisch. Gibt er damit nicht seine Unabhängigkeit auf? Wird er über seine Redaktion vielleicht doch Interna aus dem Lager preisgeben, auch von anderen Teams?

Das Misstrauen gegen diesen ungewöhnlichen Seitenwechsel war absehbar. Es sagt aber auch einiges über die deutsche Basketball-Szene aus.

Zunächst: Warum war dieser Wechsel für beide Seiten sinnvoll?

Die FRAPORT SKYLINERS mussten auf ihren Pressesprecher Thomas Nawrath verzichten, der aus privaten Gründen verhindert war. Die Idee des Klubs: Das Turnier aus den Augen eines Journalisten abzubilden, die abgeschotteten Quarantäne-Spiele für die eigenen Fans so erlebbar wie möglich zu machen. Vor zehn Jahren hatte ich als Praktikant schon einmal für die FRAPORT SKYLINERS gearbeitet, kannte also den Klub – insofern logisch, dass die FRAPORT SKYLINERS bei BIG und mir anfragten.

Als Journalist hätte ich ohnehin keinen Zugang zum Hotel gehabt, und die Berichterstattung aus der Distanz beherrschen meine Kollegen genau wie ich. Es gab also keinen Verlust für BIG.

Aber einen Gewinn für mich persönlich. Die Kalkulation: So dicht am Geschehen zu sein, sogar Teil des Ganzen, das würde meine Perspektive und mein Verständnis für das, was im deutschen Basketball passiert, erweitern.

Gewiss gibt es nichts, was journalistischer ist, als Kompetenz und Verständnis für Zusammenhänge. Davon durfte ich sehr viel sammeln in diesen Tagen, für die ich dankbar bin.

Das alles entspricht auch unserer BIG-DNA. Für den deutschen Basketball da zu sein, ihn zu durchdringen und sichtbar zu machen.

Begeisterung entsteht durch Authentizität, und die ist eindeutig unser Anspruch. Das, so hoffe ich, konnte ich auch für die FRAPORT SKYLINERS liefern.

Das bleibt, und das wird vielleicht auch einen kleinen Teil zum Gelingen unseres Basketballs beitragen. Ich selbst habe in der Schulmannschaft Basketball gespielt, aber nie hochklassig. Ich bin leidenschaftlicher Fan, aber auf dem Feld eher Theoretiker. Das, was ich in den vergangenen Tagen mitnehmen durfte, waren Gefühle und Einblicke, die meine Sicht geschärft haben. Sie haben aber nichts mit meiner Unabhängigkeit als Journalist zu tun. Wir von BIG sind unabhängig, wir bleiben es. Wir werden auch über die FRAPORT SKYLINERS weiter so kritisch berichten, wie es geboten ist. Aber vielleicht noch ein bisschen kompetenter.

Im Übrigen ist es naiv zu glauben, jeder gute Journalist würden jede Information sofort in die Welt setzen. Im Gegenteil: Gute Journalisten wissen genau, ob sie, was sie und wann sie etwas preisgeben. Informationen beruhen auf Vertrauen, und wir wären verrückt, das Vertrauen des deutschen Basketballs in uns zu gefährden. Das ist die Basis, das galt für den FRAPORT-SKYLINERS-Mitarbeiter genau wie für den Chefredakteur Marcel Friederich.

„Misstrauen ist ein Zeichen von Schwäche“, wusste schon Gandhi. Es wäre schön, wenn der deutsche Basketball als Ganzes mehr Vertrauen hätte. Neue Wege gehen, das muss nicht weh tun. Im Gegenteil, es ist manchmal zwingend notwendig.