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USA nur WM-Sechster - "Die Welt hat sich verändert"

(Quelle: Sport1)

Es ist die größte Blamage in der Geschichte des Basketballs. Mit 75:81 haben die USA gegen Spanien das Spiel um Platz fünf bei der Weltmeisterschaft verloren.

Platz sechs bei der WM im eigenen Land, vor eigenem Publikum. In neun Spielen ging die Auswahl mit elf NBA-Profis und einem College-Spieler drei Mal als Verlierer vom Platz. Kein anderes US-Team hat jemals bei einer WM schlechter abgeschnitten als die Mannschaft von Trainer George Karl.

Karl war nach dem letzten Auftritt des "Dream Team 2002", das diese Bezeichnung freilich nicht verdient hat, sichtlich um Schadensbegrenzung bemüht und versuchte, das miserable Abschneiden zu relativieren. "Wenn wir mit den Spielern angetreten wären, die wir ursprünglich eingeplant hatten, dann wären die Ergebnisse auch anders gewesen", so Karl.

US-Coach Karl mit peinlichen Erklärungsversuchen

Doch mit dieser Begründung begibt sich Karl, der seine Brötchen als Chef-Trainer beim NBA-Klub Milwaukee Bucks verdient, auf Glatteis. Shaquille O'Neal, Kobe Bryant, Allen Iverson - um nur einige zu nennen - wurden sicherlich nicht nur im Trainerstab des US-Teams vermisst.

Ohne die NBA-Superstars war auch das Interesse der Fans in den USA äußerst gering. Niederschmetternd: Nur 1000 Zuschauer wollten die Begegnung gegen die Spanier verfolgen. Doch Karl macht es sich zu einfach. Denn die Mannschaft des Gastgeberlandes war bei weitem nicht mit Hinterbänklern angetreten.

Keine Auschussware aus der NBA

Hier ein paar Fakten: Paul Pierce von den Boston Celtics schloss die vergangene Saison in der NBA mit 26,1 Punkten pro Partie als drittbester Schütze ab. Vor Pierce rangieren nur noch Allen Iverson und Shaquille O'Neal. Andre Miller, der in der kommenden Spielzeit für die L.A. Clippers spielen wird, war sogar der beste Passgeber. Mit durchschnittlich 10,9 Assists verwies der Aufbauspieler so große Namen wie Jason Kidd und Gary Payton auf die Plätze.

Schon auf Platz vier bei den Vorlagengebern folgt Baron Davis, ebenfalls im Team von George Karl dabei. Der Spielmacher der Charlotte Hornets befindet sich im Ligen-Ranking übrigens auch auf Position vier was die Balleroberungen (Steals) angeht.

Aber das ist noch nicht alles. Ben Wallace ("Die Bestie") ist der derzeit beste Verteidiger in der besten Basketball-Liga der Welt. Fast 3,5 Schüsse pro Begegnung blockt der 109-Kilo-Mann der Detroit Pistons ab. Auf Platz zwei: Raef LaFrentz, Team-Kollege von Dirk Nowitzki bei den Dallas Mavericks. Bei den Rebounds befindet sich Wallace übrigens direkt hinter dem führenden Tim Duncan von den San Antonio Spurs.

Von Ausschussware aus der NBA kann also nicht die Rede sein. Durchschnitt sind da eher die unbeholfenen Erklärungsversuche der US-Nationalspieler. "Wir haben nicht richtig gespielt", stammelte Center Antonio Davis von den Toronto Raptors nach dem Spanien-Spiel, um dann offen zu gestehen: "Wir müssen uns in Zukunft besser vorbereiten."

Andere Nationen haben aufgeschlossen

Eine Einsicht, die für die USA auf schmerzliche Art und Weise zu spät kommt. Denn die Zeiten, in denen die USA Teams anderer Länder im Vorbeigehen auseinandernehmen, sind wohl endgültig vorbei. Immerhin tummeln sich mittlerweile 51 Ausländer aus 30 verschiedenen Nationen in der NBA (Stand Saison 2001/2002). Tendenz steigend.

Zudem ist das Niveau im "Rest" der Welt deutlich gestiegen. "Das Training der Jugendlichen in Europa wird immer besser", sagt George Karl, der Anfang der 90er Jahre sogar einmal Real Madrid trainiert hatte. So schließt sich der Kreis. Ausgerechnet die Spanier bescheren den USA nun ein unrühmliches Ende bei der WM.

Spaniens Superstar Pau Gasol, sonst für die Memphis Grizzlies auf Korbjagd, war im Spiel gegen die USA mit 19 Punkten zweitbester Schütze auf dem Parkett. Nur dessen Mitspieler Juan Carlos Navarro war mit 26 Zählern erfolgreicher.

Verkehrte Welt im US-Team

Verblüffend erscheint dagegen die Punkt-Ausbeute bei den Amerikanern. LaFrentz und Wallace, sonst als Verteidigungs-Spezialisten für die "Abteilung Rustikal" zuständig, waren mit 13 und 12 Punkten beste Werfer ihrer Mannschaft. Sichere Schützen wie Finley (9), Paul Pierce (8) und Reggie Miller (7) blieben - nicht nur gegen Spanien - weit unter ihren Möglichkeiten.

"Das ist eine gute Erfahrung für die USA. Jetzt wissen sie, wie es ist, wenn man verliert", meint Spaniens Coach Javier Imbroda. "Die Welt hat sich verändert."