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"Es war keine einfache Entscheidung"

Max Merz sagt "Tschüss!" Der Co-Kapitän der FRAPORT SKYLINERS steht an diesem Samstag im Heimspiel gegen Berlin zum letzten Mal als Profi auf dem Parkett der Fraport Arena. "Es war keine einfache Entscheidung", sagt der 23-Jährige im Abschiedsinterview. Warum er seine Zukunft dennoch in der Wirtschaft und nicht am Ball sieht, erzählt er im Gespräch. Außerdem blickt Merz auf seine Zeit bei Frankfurts Bundesliga-Basketballern zurück.

Hier gibt es die offizielle Meldung zum Karriereende von Max Merz!




Max, du musst das noch mal genau erklären? Du legst die beste Saison deiner Karriere hin und sagst: Ich höre jetzt auf...


Ich habe schon noch viel Lust auf Basketball. Deshalb habe ich das ja auch 13 Jahre lang gemacht, vier davon professionell hier bei den FRAPORT SKYLINERS. Es war überhaupt keine einfache Entscheidung, es ist mir sehr schwer gefallen und es war keine Entscheidung, die ich aus einer Laune heraus getroffen habe. Ich habe viele gute Gespräche mit den Coaches und mit Gunnar (Wöbke; Anmerkung) geführt. Aber ich habe dann entschieden, dass es für mich an der Zeit ist, eine neue Herausforderung zu suchen. Ich bin einfach überzeugt, dass ich in anderen Bereichen - sprich: in der Business-Welt - noch erfolgreicher sein kann als auf dem Basketballplatz. Ich bin ein sehr ehrgeiziger Typ und denke, dass es genau der richtige Zeitpunkt ist.

Was meinst du mit „richtiger Zeitpunkt“?

Ich habe gerade mein Studium abgeschlossen und gleichzeitig eine sehr gute Saison hinter mir. Es ist natürlich ein sehr schönes Gefühl zu wissen, dass ich hätte weiter spielen können. Das hat die Entscheidung nochmal schwerer gemacht. Ich kann gut nachvollziehen, wenn einige Leute diesen Schritt nicht nachvollziehen können. Aber am Ende des Tages muss ich mit der Entscheidung leben und damit glücklich sein. Es ist natürlich nicht einfach, erst recht nicht, wenn ich daran denke, dass ich am Samstag mein letztes Spiel in der Fraport Arena habe. Bei dem Gedanken wird mir schon ganz anders.

Die Fans werden dich mit Sicherheit noch mal ordentlich verabschieden...

Ja, das hoffe ich. Ich bin jetzt hier in der Organisation, seit ich 14 bin. Zuerst bei der Eintracht, dann jahrelang bei den FRAPORT SKYLINERS. Ich habe Freundschaften geschlossen und ein gutes Verhältnis zu allen Coaches, die mich über Jahre begleitet haben. Dazu zählen Eric (Detlev), der mich ans Profiteam herangeführt hat und Klaus (Perwas), mit dem ich viel Zeit im Sommer verbracht habe, um nochmal einen Schritt nach vorne zu machen. Es ist natürlich nicht einfach, ihnen den Rücken zu kehren. Ich will jetzt nochmal zuhause gegen Berlin gewinnen. Über die Entscheidung habe ich mir lange Gedanken gemacht und ich glaube, jetzt ist für alle Beteiligten klar, wo es für mich hin geht. Darauf kann man aufbauen und die nächsten Schritte einleiten.

Weißt du schon, wie es nach dem Spiel konkret für dich weitergeht?

Als nächstes steht dann bei mir ein Praktikum in der Unternehmensberatung an, um das ich mich jetzt kümmern werde. Das ist mein Ziel. Es ist aber auch ein bisschen ein Sprung ins Ungewisse. Mein Plan ist es, ein sogenanntes ´Gap Year´ zu machen – also schauen, worauf man Lust hat, Praktika machen. Ich denke, ich brauche jetzt eine neue Herausforderung. Ich will etwas machen, dass mich fordert und natürlich auch fördert. Ich glaube, dass ich da in der Strategieberatung etwas finden kann und einen Fuß in die Tür bekomme. Langfristig kann ich mir auch vorstellen, meinen Master im Ausland zu machen. Aber das ist Zukunftsmusik.







Das heißt, du wirst Basketball ganz an den Nagel hängen?

Es ist ein bisschen zu früh, um das zu beantworten. Da muss ich ein bisschen in mich reinhören, ob ich von einem professionellen Level auf ein semi-professionelles Level wechseln möchte. Wenn man gewisse Trainingseinheiten dann nicht hat, wird man schnell auch aus dem Rhythmus kommen. Ich glaube, es ist nicht ganz einfach so einen Schritt zurück zu machen. Aber ich liebe den Basketball und werde ihm verbunden bleiben. Vielleicht mache ich auch Pause und komme dann auf einem Freizeit-Level zurück. Aber erstmal brauche ich ein bisschen Abstand und muss die Gedanken in mich einsickern lassen, weil mir der Abschied auch echt schwer fällt.

Du weißt, die FRAPORT SKYLINERS Old Boys suchen in der Kreisliga immer kompetente Spieler.

Ja, genau (lacht).

Was glaubst du, welche Eigenschaften bringst du aus der Sportwelt mit in die Berufswelt?

Teamfähigkeit - Basketball lebt ja über das Team. Ich glaube, dass man als Teamsportler da sehr, sehr viele Erfahrungen sammeln kann, die man als "Normalsterblicher" gar nicht so mitbekommt. Natürlich muss man sehr ehrgeizig und kompetitiv sein. Ich denke, ich habe Stärken als Leader. Das sind viele Dinge, die bei einem Profisportler sehr ausgeprägt sind und die man braucht, um erfolgreich zu sein - im Sport und im Büro. Ohne Selbstdisziplin und Eigenmotivation kommt man auch da nicht voran.

Wir müssen noch ein bisschen über fünf Jahre im Frankfurter Trikot reden...

Gerne! Meine erste Saison war die mit dem Drama gegen Ludwigsburg am letzten Spieltag unter Muli Katzurin. In der Saison war ich am Ende schon beim Team dabei, habe mittrainiert und auch gespielt. Mein Vertrag lief dann aber die folgenden vier Jahre bis jetzt.

Deine beste Erinnerung?

(überlegt) Das ist keine einfache Frage. Es war natürlich ein Highlight, dass wir letztes Jahr den FIBA Europe Cup gewonnen haben. Aber mit das Beste am Basketball sind die Menschen, die man trifft. Ich bin immer noch im Kontakt mit vielen ehemaligen Teamkollegen. Basketballer sind eine eingeschworene Truppe. Wenn man sich wieder sieht, ist es immer super schön und den Kontakt zu den Jungs werde ich auf jeden Fall aufrechterhalten. Der Erfolg letztes Jahr war riesig. Ein persönliches Highlight war die Nominierung für die Juniorennationalmannschaft. Jetzt bin ich immer noch im erweiterten Kader für die U23. Das sind Dinge, auf die man zurückblickt und sehr stolz ist. Insgesamt hat mir Basketball sehr viel gegeben. Aber wenn ich auf die Zeit zurückblicke - wow, das klingt ganz schön ernst -, dann habe ich viele Erfolge miterleben können. Ich hatte insgesamt eine super Zeit. Die Arbeit als Spieler hat mir gut gefallen, auch wenn es nicht immer nur Spaß macht. Man lernt, das harte Training im Sommer zu lieben. Das werde ich vermissen. Wie auch die gemeinsame Zeit als Team: Man reist so viel herum, man verbringt mehr Zeit miteinander als mit der Familie oder der Freundin. Das schweißt zusammen und das sind Dinge, die jetzt anders werden.

Du bist Teil der ersten Generation, die in Frankfurt große Schritte im Nachwuchsprogramm gemacht hat. Du hast hautnah miterlebt, wie sich das System entwickelt hat. Du hast mit den Anfang gesetzt, dazu kamen Jo, Danilo und Konsti dazu. Jetzt sind Isaac, Niklas oder künftig auch Richard dabei. Wie siehst du das Programm?

Ich denke, insgesamt hat sich im deutschen Basketball sehr viel getan. Das lässt sich hier am Club sehr gut ablesen. Ich bin damals zur ersten JBBL-Saison überhaupt zur Eintracht gewechselt. Da war die Kooperation mit den FRAPORT SKYLINERS noch viel kleiner. Jetzt steht das NBBL/JBBL Top4 an und da heißt es dann 'Eintracht Frankfurt / FRAPORT SKYLINERS'. Jetzt sieht man, dass schon viel, viel früher mit der gezielten Jugendarbeit begonnen wird. An den Strukturen, an den Trainern hat sich einiges geändert. Die NBBL hat jetzt schon einen eigenen Physiotherapeuten und, und, und... Das zeigt, dass in jungen Jahren schon Wert auf Professionalität gelegt wird. Ich denke, Frankfurt ist einfach der richtige Platz für junge deutsche Spieler, um sich zu entwickeln. Das hat man an der ersten Generation gesehen: Danilo ist zu einem der größten Vereine in Deutschland gewechselt, Johannes Voigtmann hat eine super Saison in der Euroleague gespielt. Ich denke, das sind Aushängeschilder. Jetzt steht schon die nächste Generation in den Startlöchern, die dieses Jahr schon ihre Minuten bekommt und genutzt hat. Nächstes Jahr kommt Richard Freudenberg dazu. Auf jeden Fall wird die nächste Saison super aufregend für die Fans. Frankfurt profitiert davon, dass es hier ein Konzept gibt, in dem sich junge Leute entwickeln können. Das spricht sich natürlich rum und so ist man in der Lage, die größten Talente Deutschlands hier anzusammeln. Die FRAPORT SKYLINERS zahlen dieses Vertrauen zurück, indem sie die jungen Spieler entwickeln und dadurch wirklich auf einem sehr, sehr guten Weg sind. Man kann sich für den deutschen Basketball nur wünschen, dass das auch an anderen Orten so umgesetzt wird. Ich freue mich schon darauf, meine dann ehemaligen Mitspieler zu beobachten, wie sie sich entwickeln und drücke den Jungs die Daumen, dass sie in der Zukunft alle erfolgreich sind und sich weiter so entwickeln, wie sie das in dieser Saison schon getan haben.