„Diese Dinge lassen mich noch nicht los“
Klaus, zwei Wochen sind jetzt seit Saisonende vergangen. Konntest du schon ein wenig abschalten und in den Offseason-Modus gehen?
Das ist mal eine gute Frage! So ganz genau kann ich das gar nicht sagen. Die vergangene Saison beschäftigt mich schon noch sehr. Ich denke immer wieder mal an das ein oder andere Spiel, die ein oder andere Situation. Was hat funktioniert, was hat nicht funktioniert. Diese Dinge lassen mich noch nicht los.
Kannst du da ein Beispiel nennen?
Das Ende des Crailsheim-Spiels ist da ein sehr gutes Beispiel. Die Frage nach einer Auszeit. Ich hatte Zeit einen Spielzug aufzumalen, da die Schiedsrichter gerade bei einer Video-Challenge überprüften, wer den Ball zugesprochen bekommt. Ich hatte also den Spielzug schon aufgemalt. Aber einfach um noch mal sicherzugehen oder die Gedanken noch mal zu sortieren, hätte ich vielleicht noch eine zusätzliche Auszeit nehmen sollen. Die Jungs haben gesagt, dass sie keine Auszeit brauchen. Ich sage, wir hätten sie gebrauchen können. Solche Geschichten sind das. Hinterher ist man eben immer schlauer oder sollte zumindest dafür sorgen, dass man hinterher schlauer sein kann. Aber es geht auch um ganz allgemeine, größere Themen als diese Mikro-Entscheidung. Ich frage mich, war es richtig, wer wie lange oder überhaupt gespielt hat. Hätte es andere Lösungen gegeben? Es ist nicht so, als ob mich diese Themen den ganzen Tag beschäftigen oder mir den Schlaf rauben, aber sie kommen doch immer wieder mal hoch.
Wie blickst du auf die vergangene Saison als Ganzes zurück?
Ich kriege schon Bauchschmerzen, wenn ich auf die Saison zurückblicke. Am Ende haben wir unser Ziel Klassenverbleib nicht erreicht. Das ist natürlich extrem unbefriedigend.
Gab es auch positive Momente?
Dass wir uns am Ende der Saison stabilisiert haben, werte ich als positiv. Man hat gesehen, dass die Dinge nicht völlig aus dem Ruder geraten sind unter dem Druck, unter dem wir standen. Wir haben einen Weg gefunden, ganz ordentlichen Basketball zu spielen. Wir haben die Fans angesprochen. Die Unterstützung der Fans, aber auch aus dem Office und dem gesamten Club war riesengroß. Wir konnten noch mal was bewegen, auch wenn es am Ende leider nicht gereicht hat. Aber als die Dinge sich immer mehr zugespitzt haben, sind alle Beteiligten noch mal deutlich enger zusammengerückt und haben alles probiert. Dass habe ich als sehr positiv wahrgenommen.
Gab es Dinge, die dich diese Saison gelehrt hat?
Ich habe gelernt, wie man in solchen Momenten mit schwierigen Situationen umgehen muss. Wie will ich mit dieser Situation umgehen? Man wächst an solchen Begebenheiten. In der Situation selbst ist es natürlich erst mal unschön. Aber aus schmerzhaften Niederlagen lernt man am meisten. Wenn es nicht weh tut, dann ist es einem oft ja egal. Aber wenn es dann mal weh tut, fängt man an zu überlegen. Man hat ja auch emotional, geistig und körperlich investiert. Bei den Spielern hat man es gesehen, wie enttäuscht sie am Ende alle waren. Sie haben in den Schlussspurt investiert, es war ihnen nicht egal. Auch bei den Fans war es ganz deutlich zu erkennen. Sie haben mit dem Club, den Spielern, dem Office gelitten.
Mit der ProA erwartet uns nun eine komplett neue Liga, mit eigenen Regeln und Herausforderungen. Was ist dein Eindruck von den Teams und dem Spiel in der ProA?
Ich habe mich mit der ProA bis jetzt noch nicht sehr intensiv beschäftigen können. Aber alle, wirklich alle, mit denen ich gesprochen habe, sagen, dass es eine ganz taffe und schwere Liga ist. Es ist eine komplett andere Liga von den Regeln, wie zum Beispiel, dass immer zwei Deutsche auf dem Parkett stehen müssen, aber auch insgesamt von den Spielern und vom Kaderaufbau her. Die ProA ist sehr anspruchsvoll. Man muss schon paar Sachen richtig machen, wenn man da oben mitspielen will.
Im Sommer bist du mit der Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft in Japan. Freust du dich schon darauf und stehst du schon mit Gordie in Kontakt?
Ich freue mich schon sehr auf die Weltmeisterschaft. Und ja, mit Gordie stehe ich schon in Kontakt, er wartet gerade schon zwei Minuten im Videocall auf mich.
Oha, für den Bundestrainer beenden wir dann natürlich gerne dieses Gespräch und sagen Danke für deine Zeit!
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