(Quelle: Sport1)
Die Nachricht schlug ein wie eine Bombe: ALBA Berlin und Wendell Alexis gehen getrennte Wege. Was nach dem Gewinn der sechsten Deutschen Meisterschaft Ende Mai noch undenkbar schien, ist jetzt die Realität.
Die Mannschaft soll in der neuen Saison "neue Impulse bekommen", teilte das Berliner Management mit. Offenbar war für den wegen seiner Nervenstärke "Iceman" genannten 37-Jährigen in dem neuen Konzept der Hauptstädter kein Platz mehr.
Sport1 sprach mit dem erfolgreichsten Punktesammler Berlins, der alle sechs Spielzeiten mit dem Titelgewinn in der s.Oliver BBL krönte, über seinen Abschied, weitere Veränderungen bei ALBA und Alexis' Pläne für die Zukunft.
Sport1: Wendell Alexis, was passiert gerade in Berlin?
Wendell Alexis: Wir lassen uns scheiden!
Sport1: Ihr Name ist mit ALBA Berlin so eng verbunden wie der Michael Jordans mit dem Basketball-Sport. Jetzt verlassen Sie den Verein. Wer hat die Entscheidung gefällt?
Alexis: Das waren der Präsident Dieter Hauert, Vize-Präsident Marco Baldi und Coach Emir Mutapcic. Sie waren der Meinung, es sei Zeit für Veränderungen und für neue Impulse. Was das auch immer heißen mag. Ich wusste, dass ich nicht für immer und ewig hier sein würde. Aber ich dachte zumindest, dass ich meine Karriere hier beenden würde. Leider ist Basketball auch Business. Mein Vater sagte ganz treffend: "Wenn man Michael Jordan und Julius Erving verkaufen kann, dann auch dich."
Sport1: Welche Rolle haben Sie gespielt, bevor die Entscheidung gefällt wurde?
Alexis: Keine große! Ich habe die Nachricht bekommen und das war's. Ich hatte allen gesagt, dass ich eine Entscheidung über meine Zukunft noch vor dem Sommer haben wollte, um meine Zukunft planen zu können. Ob das ALBA unter Druck gesetzt hat, weiß ich nicht.
Sport1: Sie haben sich nicht zusammengesetzt und über die Zukunft geredet?
Alexis: Nein, nein, nein! Ich wurde von der Entscheidung in Kenntnis gesetzt. Ich wurde nie gefragt, ob ich bleiben wollen würde, ich habe kein Angebot bekommen, nichts! Das Team verändert sich - ohne mich.
Sport1: Wie fühlt man sich da?
Alexis: Es ist hart, wenn man sich überlegt, dass man sein ganzes Herzblut in den Erfolg des Teams investiert hat, gesundheitlich angeschlagen gespielt hat und dabei auch so viel Erfolg hatte. Das ist anders, wenn man nur ein Jahr dabei war. Meine Kinder sind mit dem Team aufgewachsen. Hier geht es um mehr als nur Basketball.
Es ist traurig, denn ich wollte nicht, dass es so endet. Ich hatte geplant, noch ein Jahr zu spielen und dann meinen Rücktritt bekannt zu geben. Aber jetzt muss man flexibel sein und darf nicht zu traurig sein. Es gibt keine Garantien. Ich habe schon jetzt für weniger Geld gespielt als im letzten Jahr, habe alles getan, was ich konnte und was von mir erwartet wurde, und noch mehr. Mehr kann ich nicht geben. Es war eine Entscheidung des Vereins, nicht meine.
Sport1: Droht anderen Spielern ein ähnliches Schicksal?
Alexis: Ich habe bisher nur mit Henrik Rödl gesprochen. Er möchte natürlich auch wissen, was sein Schicksal ist. So viel ich weiß, hat man mit ihm noch nicht gesprochen.
Sport1: Gerüchten zufolge sehen wir Sie bald beim FC Barcelona zusammen mit Ihrem alten Trainer Svetislav Pesic (Ex-Trainer in Berlin und zuletzt Köln, jetzt beim FC Barcelona, Anm. d. Red.)?
Alexis: Das sind ja tolle Gerüchte (lacht)!
Sport1: Wäre das eine Option für Sie?
Alexis: Natürlich würde ich das in Betracht ziehen. Ich habe zwar noch nicht mit ihm gesprochen, aber das wäre eine Option. Ich werde jetzt erst mal nach Hause gehen, mein Haus auslüften, frische Luft atmen und dann Ende Juli mich wieder in Form bringen. Ich hoffe, dass mein neues Ziel bis Ende August fest steht. Grundsätzlich bin ich aber für alles offen. Gut, ich bin nicht unbedingt daran interessiert daran, in Russland zu spielen oder der Türkei. Aus Griechenland müsste schon ein sehr interessantes Angebot kommen. Mein Fokus liegt auf Spanien und Italien. Da habe ich schon mal gespielt, ich spreche ein wenig die Sprache und die Leute erinnern sich an mich. Das macht vieles leichter.
Das Gespräch führte Chris Brandt von Sport1